Der offensichtliche Zusammenhang täuscht. Erdschichten und Archäologische Funde
Im Volksmund gilt die Regel: „Je tiefer du graben musst, umso älter sind die Schätze der Vergangenheit.“
In der Realität sieht das aber ein wenig anders aus. Denn die Tiefe des potentiellen Fundorts hat nichts mit dem Alter des Schatzes, oder dem Alter der Spuren der vorigen Besiedlungen und Nutzungen zu tun. Eine Reihe von Fakten wiederlegt diese Theorie, wobei natürlich auch der Zufall eine große Rolle spielt. Die Fakten beruhen auf den einfachen Erkenntnissen von Physik, menschlichem Verhalten und natürlichen Bedingungen. Werfen wir in diesem Text doch einmal drei Beispiele auf, die die allgemeine Theorie wiederlegen könnten: 1. Ein Pirat vergräbt im 18. Jahrhundert einen Schatz auf einer Insel. Die geologische Beschaffenheit der Insel, beispielsweise vergräbt der Pirat den Schatz in einem uralten Sumpf, lässt die Truhe mit dem Schatz tiefer sinken. Über die nachfolgenden Jahre hinweg werden immer mehr Erdschichten aufgetragen und schon stimmt die Theorie nicht mehr in Gänze. Problematisch ist diese Theorie, weil es sich hier um einen sehr kurzen Zeitraum handelt, in dem die Natur nur sehr schwer und unter besonderen Bedingungen ihre Spuren verwischen könnte.
2. Anders sieht es dagegen im zweiten Beispiel aus. Eine kleine Stadt im alten Imperium Romanum muss wegen den Anstürmen der Barbaren verlassen werden. Später wird die Region wieder neu besiedelt, noch einmal verlassen und wieder neu besiedelt. Drei Besiedelungen, auch wenn sie aus historischem Blickwinkel nahe beieinanderliegen, verändern die Geographie des Siedlungsgebietes und erschweren eine genaue zeitliche Zuordnung der Fundstücke anhand der Grabungstiefe. Diesen Vorgang nennt man auch das Anwachsen der archäologischen Bodenschichtung. Manchmal werden hier in alten Siedlungsgebieten zusätzliche Höhen von bis zu 20 Metern erreicht.
3. Eine Stadt wird auf Stein gebaut. Das Beispiel ist recht kurz, denn Versteinerungen dauern in der Regel mehrere tausend Jahre. Grabungen im klassischen Sinne wären hier schlichtweg nicht möglich. Daraus lernt man, dass die Geologie der Region in der Entstehungszeit der Fundstücke und in den nachfolgenden Zeiten bei der Bewertung des Alters eine große Rolle spielt. Sie beeinflusst die Grabungstiefe nachhaltiger, als es der Mensch je könnte.
Man merkt also schnell, dass die Tiefe der Grabung rein gar nichts über das Alter der Fundstücke sagen kann. Dafür ist es viel zu schwer die exakte Herkunft des Fundstückes zu bestimmen und dabei die damaligen Umstände zu berücksichtigen, die geologischen Gegebenheiten zu berücksichtigen und gleichzeitig alle potentiellen Zufälle mit einzubeziehen. Die moderne Wissenschaft findet die meisten Fundstücke in geringen Tiefen von bis zu 2 Metern und bestimmt das Alter mit anderen Mitteln. Eine Ausnahme von dieser Regel sind Funde aus menschlichen Tiefbauten, aus der Altsteinzeit und aus der frühen Geschichte der Erde. Hier gilt tatsächlich, dass die Tiefe des Fundes einen Rückschluss auf die Herkunftszeit erlaubt.
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