Karibik oder im Mittelmeer – welches Recht gilt bei Schatzfund auf Privatinseln?
Antworten von Jurist Lenz.
Eine (Schatz)Insel kaufen
Eine Insel kaufen. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der noch nie davon geträumt hat Einmal wirklich sein eigener Herr sein, tun und lassen können was man will und endlich Ruhe, weil es ganz einfach keine Nachbarn gibt. Noch größer wird die Freude, wenn Sie eine Insel kaufen und dort auch noch einen Schatz finden. Zumindest so lange, bis der Staat in die Sache eingreift.
Das Problem mit dem Schatzregal
Nehmen wir an, dass Sie sich eine Insel kaufen, die sich vor der Küste des Peleponnes in Griechenland befindet. Während Schachtarbeiten für einen Brunnen stoßen Sie auf ein antikes Tongefäß voller Münzen. Wenn Sie dann denken: meine Insel – mein Schatz, dann haben Sie falsch gedacht. Denn in Griechenland existiert ein so genanntes Schatzregal. Dieses bestimmt, dass alle Schatzfunde im Augenblick ihrer Entdeckung automatisch in das Eigentum des Staates übergehen. Der Grund dafür liegt in der geschichtlichen Bedeutung dieser Funde. Diese sollen daher im Zweifel in einem Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und nicht in einem privaten Safe verschwinden. Da Griechenland zu den antiken Hochkulturen zählte, wurde dieser Frage bereits früh Beachtung geschenkt. Das dortige Schatzregal existiert bereits seit 1834.
Andere Länder, andere Gesetze
Überhaupt gibt es kein Land der Welt in dem es eine antike Hochkultur gab, dass kein Schatzregal verabschiedet hat. Entsprechend ist es auch jenseits von Griechenland rund um das Mittelmeer kaum möglich, dass Sie eine Insel kaufen, einen Schatz finden und diesen für sich behalten dürfen.Deutliche Unterschiede gibt es aber bei Schatzfunden in Sachen Finderlohn. Wenn Sie beispielsweise eine Insel kaufen, die sich auf britischem Hoheitsgebiet im Atlantik befindet und dort den Schatz eines englischen Freibeuters heben, so müssen Sie diesen Schatzfund offiziell anmelden. Gemäß dem Treasure Act von 1997 wird bei geschichtlich bedeutsamen Funden eine Wertschätzung vorgenommen. Die Hälfte des so ermittelten Betrages erhalten Sie als Finder ausgehändigt – eine im internationalen Vergleich eher großzügige Handhabung.
Ab in die Karibik
In keiner anderen Gegend der Welt werden ähnlich viele Schätze gefunden, wie in der Karibik. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert waren mit Spanien, England, Frankreich und den Niederlanden nicht nur zahlreiche europäische Großmächte aktiv, sondern auch jede Menge Piraten. Entsprechend größer ist die Chance auf einen Schatzfund, wenn Sie in der Karibik eine Insel kaufen. Auch dort können Sie sich Ihre eventuellen Funde nicht problemlos aneignen. Allerdings dürften Sie in einem solchen Fall auch nicht vollkommen leer ausgehen. Staaten wie Haiti oder die Dominikanische Republik zeigen sich hier zumeist durchaus zu Kompromissen bereit. So wurde beispielsweise im Jahr 2011 das Wrack eines im Sechzehnten Jahrhundert gesunkenen Schiffs vor der Küste der Domininkanischen Republik entdeckt. Gefunden wurden unter anderem gut 700 Silbermünzen sowie mehrere Statuetten. Die professionellen Schatzsucher von „Deep Blue Marine“ informierten daraufhin die dominikanischen Behörden, in deren Hoheitsgewässern sich das Wrack befand. Am Ende wurde die Einigung erzielt, den Erlös des Fundes paritätisch aufzuteilen. Diese Art der Aufteilung wird rechtlich auch als hadrianische Teilung bezeichnet und geht auf uraltes römisches Recht zurück. Bleibt zu hoffen, dass der Staat in dessen Hoheitsgebiet Sie eine Insel kaufen auch nach diesem Prinzip verfährt, wenn Sie tatsächlich einen Schatz finden sollten.